Eugen Julius Sierke (1845 - 1925)
Kulturhistoriker, Zeitungsredakteur, Streiter für Pressefreiheit, kommunalpolitisch engagiert    
von Rudolf G. A. Fricke
                                     
                                     
Eugen Sierke wurde am 2. September 1845 in der ostpreußischen Stadt Saalfeld geboren.[1] Er besuchte das Altstädt. Gymnasium in Königsberg, später das Gymnasium in Rastenburg. Nach dem Abitur studierte er in Leipzig klassische Altphilologie. 1869 promovierte er mit einer Arbeit über „Lessing als angehender Dramatiker“, anschließend wandte er sich der Journalistik zu.
Seine erste Anstellung erhielt er in Königsberg. Hier schrieb er als Hilfsredakteur für die Hartungsche Zeitung Theater- und Literaturkritiken. Später war er als Redakteur für das Feuilleton zuständig. Danach war er für ein Jahr in Hannover tätig.[2] Zum 1. September 1874 übernahm er schließlich bei dem linksliberal ausgerichteten Braunschweiger Tageblatt die Nachfolge des angesehenen Redakteurs Bernhard Abeken.[3]

Obwohl Sierke in Braunschweig als Chefredakteur fungierte, arbeitete er auch für andere Zeitungen, u. a. in Berlin und Hannover. Er scheint zwischendurch wohl auch den Wechsel an eine anderes Presseorgan ins Auge gefasst zu haben, denn im Jahr 1882 war er mit Wohnsitz in Berlin gemeldet und arbeitet hier als politischer Redakteur für die Tägliche Rundschau.[4] 1895 gab Sierke schließlich seine Stellung beim Braunschweiger Tageblatt auf. Über die Gründe gibt es keine Informationen. Als das Tageblatt jedoch 1897 in der Braunschweigischen Landeszeitung aufging, kehrte er in den Redaktionsstab zurück. Man übertrug ihm die Verantwortung für den Tagesteil. Bald darauf trat er auch für die Braunschweiger Landeszeitung als Chefredakteur auf. Erst jetzt übrigens, durch eine Urkunde vom 23.2.1899 bestätigt, erwarb er die „Braunschweigische Staatsangehörigkeit“.

Über die gesamte Zeitspanne seiner Redakteurstätigkeit blieb Eugen Sierke als Kulturhistoriker aktiv. Besondere Aufmerksamkeit erlangte er mit seinen losen »Studienblättern über das moderne Theater«, die er 1881 unter dem Titel „Kritische Streifzüge“ herausgab.[5]

Die Unabhängigkeit der Presse und die Wahrung von Persönlichkeitsrechten gehörten für Eugen Sierke zu den Grundwerten der journalistischen Arbeit. Für diese Grundwerte setzte er sich unter anderem im Reichsverband der Deutschen Presse sowie als Vorsitzender in der niedersächsischen und der braunschweigischen Untergliederung des Berufsverbandes ein.[6] Für seine Verdienste um das Pressewesen ernannten ihn der Verein Braunschweigische Presse, der Verein Niedersächsische Presse und der Reichsverband der deutschen Presse später zum Ehrenmitglied.

Sierkes Anspruch der politischen Unabhängigkeit der Presse dokumentiert sich in zahlreichen seiner Artikel. Kuragiert beurteilte er Vorhaben und Entscheidungen von Reichs- und Landesregierung. Dabei verwendete er unterschiedliche Stilelemente. Er berichtete ganz sachlich, ein anderes Mal verpackte er Kritik in wunderschön zu lesende Prosa und dann wieder waren seine Artikel voller Ironie oder bissiger Anmerkungen. Beispielsweise nahm er im September 1900 zu Einkommensvorgaben Stellung, die die preußische Regierung für die Entlohnung von Landarbeitern herausgegeben hatte. In seinem Artikel wies er – in einem die Regierungsverantwortlichen lächerlich machenden Ton – darauf hin, dass die Lohnempfehlungen noch deutlich unter den Sätzen von Almosenempfängern lagen. In einem anderen Artikel, den er als „Plauderei“ über das Rauchen bezeichnete, prangerte er viel zu hohe Preise für Tabak an.

Immer wieder klingt in den von Sierke verfassten Artikeln eine freundliche Gesinnung zur nationalstaatlichen Politik der Reichsregierung durch. In Artikel nutzte er selbst nationalistisch geprägte Formulierungen: „Arbeiten und Hoffen!“ „Vertrauen auf Deutschlands guten Genius!“ Einig sah er sich auch mit der Reichsregierung und dem größten Teil der Bürgerlichen in der Ablehnung der Sozialdemokratie. Dabei war er in der Wahl seiner Worte keineswegs zimperlich. So schrieb er beispielsweise am 4. Dezember 1878 im Braunschweiger Tageblatt: „Ein Socialdemokrat kann im Privatleben ein tüchtiger, ein liebenswürdiger Mann sein, der seinen Familien- und Freundespflichten musterhaft nachkommt. Aber je mehr er hierin hervorragende Eigenschaften besitzt, desto gefährlicher wird er für das öffentliche Leben“. An anderer Stelle schrieb er, die Sozialdemokraten seien wie alle Radikalen unduldsam, sie würden fest an ihren „schimärischen Wünschen, Forderungen und Zielen“ hängen.

Als aus dem Umfeld des Kaisers Bestrebungen bekannt wurden, gegen die Sozialdemokratie gesetzlich vorzugehen, wurden Sierkes Töne nachdenklicher. Er entdeckte Gefahren, die gesetzliche Regelungen auch für das liberale Bürgertum bedeuteten. In der nationalliberalen Fraktion herrsche zwar allgemein das Gefühl, dass etwas gegen die sozialistische Gefahr geschehen müsse, erklärte er im Tageblatt Anfang September. Wie weit man dabei gehen könne, „ohne der allgemeinen politischen Freiheit einen tödtlichen Schlag zu versetzen“, müsse jedoch sorgsam erwogen werden. Unmissverständlich warnte er davor, dass „legislatorische Taschenspielertricks“ die Sozialdemokraten nur in eine „Märtyrerrolle“ bringen und somit stärken würde. Die Erfahrung habe gezeigt, „daß mit diesen Mitteln die Sache nicht unterdrückt, der Mensch nur zum Heuchler" gezwungen würde. In der Auseinandersetzung mit dem Sozialismus habe man es wie beim Kulturkampf mit einer „geistigen Macht“ zu tun, geistigen Mächten aber würden „materielle Unterdrückungsversuche nur desto größere Elastizität und Widerstandskraft verleihen“. Es wäre daher ein folgenschwerer Fehler, die Arbeiter durch die Verfolgung „ihrer inneren Überzeugung“ zum Lügen zu zwingen oder zur Verzweiflung zu treiben.

Mitte August 1878 kam im Reichstag der Entwurf des Gesetzes „gegen die gemeingefährlichen Ausschreitungen der Sozialdemokratie“ zur Beratung. Erkennbar um die bürgerlichen Freiheiten und die Grundlagen der Rechtsstaatlichkeit besorgt, notierte Sierke: „Es ist ein scharfwirkendes, außergewöhnliches Heilmittel, das uns hier geboten wird, aber auch die Krankheit, an der wir leiden, ist außergewöhnlicher Art. Der Schnitt mit dem Messer muß gethan werden; unsere wirkliche Heilung aber beruht nicht hierauf, sondern auf dem festen Vorsatz, in Zukunft ähnliche Schäden zu vermeiden und die bestehenden innerlich auszumerzen."[7] „Daß der Gesetzentwurf unverändert in der vorliegenden Fassung nicht angenommen werden könne“, warnte er eindringlich, „wird von Allen zugegeben, die noch auf den Namen von Liberalen Anspruch“ erheben. Es gelte die zu „bestrafenden Bestrebungen“ klarer zu definieren und bei ihrer Verfolgung durch „richterliche Garantien“ Missbrauch zu steuern.[8] „Fortan stellt sich die Frage so: Wer ist der Stärkere, der Sozialismus oder die herrschenden Parteien?“ Da das sozialistische Programm die "im Volke herrschende Stimmung" zum Ausdruck brächte, würden durch die Verfolgungen nur immer neue Kreise zum Sozialismus bekehrt. Was auch Bismarcks wahre Motive sein mögen, er habe „die Errichtung des sozialistischen Staates um mindestens ein Jahrzehnt beschleunigt“, fügte er in klarer Konfrontation zur Reichsregierung an.[9] „Mit großer Befriedigung wird schwerlich Jemand“ auf das Gesetz zurückblicken, erklärte Sierke resigniert im Tageblatt.[10]
            "Die Politik verdirbt den Charakter."
           
            Eugen Sierke 1882 in einem Werbeprospekt für die in Berlin von Friedrich Bodenstedt herausgegebene »Tägliche Runschau - Eine Zeitung für Nichtpolitiker«.
Im Nachsatz weist Sierke darauf hin, dass es sich um den Ausspruch eines berühmten Staatsmannes handele.
           
                                               
Nachdem die Ergebnisse zu den Reichstags- und braunschweigischen Landtagswahlen von 1881 bekannt wurden, sah sich Sierke in seinen Befürchtungen bestätigt. „Diese Wahlen sind die ersten gewesen, die sich unter der Herrschaft des Socialistengesetzes, zum Theil sogar unter der des kleinen Belagerungszustandes, abgespielt haben."[11] Es sei offenkundig, dass das Gesetz „diese erste praktische Probe“ nicht bestanden habe. „Man komme nicht damit“, erklärte er im liberalen Tageblatt, „daß die Gesamtzahl der in Deutschland dieses Mal abgegebenen socialistischen Stimmen geringer sei als im Jahre 1878; das erklärt sich sehr leicht daraus, daß die Socialdemokraten dieses Mal auf die Aufstellung von Zähl-Candidaten" verzichtet haben. Die Wahl habe zudem gezeigt, dass man eine „so tief in breite Volksschichten eingedrungene Bewegung“ nicht mit „Gewaltmaßregeln“ allein überwinden könne. Die „grausame und zum Theil unverständliche Härte“, mit der man in manchen Orten verfahren sei, habe den Sozialisten im Gegenteil „Sympathien und den gefährlichen Schein des Märtyrerthums“ eingetragen.

Sierke war ohne Zweifel ein erklärter Gegner der Sozialdemokratie. Scharfzüngig begleitete er ihre politischen Aktivitäten. Andererseits unterstützte er einige ihrer Forderungen. So geschehen beispielsweise in einem Artikel über die Wahlrechtsreform im Herzogtum Braunschweig, den er 1917 für die in Berlin erscheinende Vossische Zeitung schrieb.[12] Das bis 1830 gültige Wahlrecht war nach seinem Urteil gänzlich untauglich gewesen, weil es fast die gesamte Bevölkerung von einer Beteiligung ausschloss. Das Wahlrecht war kompliziert und der ritterschaftliche Adel war gegenüber dem Bürgertum bevorzugt, dieses gegenüber den Bauern und diese gegenüber der Unterschichten-Bevölkerung. Auch das darauf eingeführte Drei-Klassen-Wahlrecht habe nicht den Erwartungen entsprochen. Es wurde indirekt gewählt, über Wahlmänner. Dies durften wiederum nur die Höchstbesteuerten sein. Es sei insbesondere aus den Reihen des Industriebürgertums zunehmend kritisiert worden. Die Einführung eines gleichen und geheimen Wahlrechts versprach nach Sierkes Vorstellung die größte Akzeptanz. Zudem sollte man der zusätzlichen Forderung der Sozialdemokraten nach einem allgemeinen Wahlrecht entgegenkommen. Der wachsende Druck aus der Arbeiterschaft könnte sonst zu unkontrollierbaren Entwicklungen führen und die Bürgerlichen um ihren bestehenden politischen Einfluss bringen, gab er zu bedenken. Der 1. Weltkrieg und die damit einhergehende soziale Verelendung, die auch den Mittelstand traf, brachte die politischen Verhältnisse entscheidend ins Wanken. In den letzten Kriegmonaten ging die Braunschweiger Regierung endlich an eine Wahlrechtsänderung. Die Regierung schlug die Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und freien Wahlrechts vor. Allerdings sollte nur ein Teil der Abgeordneten so gewählt werden. Der andere Teil in berufsständischen Wahlen. Die Novemberereignisse 1918 zeigen letzendlich, wie gut Sierke offenbar politische Stimmungslagen analysieren konnte.

Sein journalistischer Mut trug Eugen Sierke verschiedentlich Probleme ein. Die Straßburger Post teilt in ihrer Ausgabe vom 22.2.1905 mit, dass der Chefredakteur der Braunschweiger Landeszeitung, Eugen Sierke, im Frühjahr 1904 wegen der Beleidigung einer oldenburgischen Prinzessin zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Obwohl er hatte nachweisen können, dass er in dem betreffenden Artikel von anderer Seite schlecht recherchierte Angaben verwandt hatte, stellte das Blatt fest, musste er von der Strafe 3 Monate absitzen. Im Niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel finden sich darüber hinaus auch noch mehrere Akten zu Anklagen gegen Sierke wegen Beleidigung.

In einem anderen Rechtsstreit wehrte sich Sierke gegen Vorwürfe der „Doppelzüngigkeit“ und die Unterstellung, seine Redakteursposition zur politischen Beeinflussung zu nutzen. Auslöser waren einige „kritische Anmerkungen“ in der Braunschweiger Landeszeitung zum Wiesbadener Parteitag der Freisinnigen Volkspartei. Redakteur B. Hüttchen, von der „Freien Deutschen Presse“ reagierte darauf, indem er Sierkes vermeintlichen politischen Werdegang darlegte. Polemisch schilderte er, Sierke hätte früher selbst der freisinnigen Volkspartei angehört, sei dann ein Anhänger der Deutsch-Freisinnigen Partei gewesen und habe danach eine „waschechte“ konservative Haltung gezeigt. Nachdem er sich zwischenzeitig der nationalliberalen Partei angeschlossen habe, würde er sich nun liberal gesinnt geben, linksliberale Strömungen jedoch diskreditieren.
Aus der Gerichtsverhandlung in Berlin, am 5.2.1906, auf der sich Sierke durch den RA Jansen vertreten ließ, ging er als Sieger hervor. Die „Freie Deutsche Presse“ musste ihre Behauptungen widerrufen. Berichte über den Ausgang des Rechtsstreites erschienen u.a. in den Berliner Pressorganen Tägliche Rundschau, Vorwärts, Vossische Zeitung und Staatsbürger Zeitung.

In Braunschweig war Eugen Sierke neben der journalistischen Arbeit insbesondere wegen seines kommunalen Engagements bekannt. Er gehörte unter anderem dem Verein für Volksgesundheit an. „Beherzt und unnachgiebig“, wie es in einer historischen Arbeit heißt, setzte er sich für die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse in der Stadt ein.[13] Dabei scheute er sich nicht, Tabuthemen anzusprechen. Unerschrocken forderte er, der um sich greifenden Zunahme von Geschlechtskrankheiten durch öffentliche Aufklärungsmaßnahmen zu begegnen. Nicht zuletzt auf seinen Einsatz auch, geht die Einrichtung einer öffentlichen Müllentsorgung und der städtischen Straßenreinigung in Braunschweig zurück. Als eine weitere Hygienemaßnahme ersetzte man die öffentlichen Brunnenanlagen zur Trinkwasserversorgung durch ein Rohrleitungssystem. 1890 wurde mit der Verlegung unterirdischer Tonröhren für eine flächendeckende Kanalisation begonnen. Zur Hygienevorsorge trugen letztendlich Krankenhausneubauten, die Errichtung eines Schlachthauses und die Eröffnung einer Markthalle bei.

Sierke gehörte in Braunschweig dem nationalliberalen Wahlverein an. Als dessen Schriftführer war er im Vorstand aktiv. Zusammen mit Justizrat Ernst Hartung[14] führte er in dem Verein ein Wahlbündnis Braunschweiger Parteien an, das sich zur Aufgabe gestellt hatte, durch Zusammenarbeit der „unbedingt reichstreu gesinnten Bürger“ aus den bürgerlichen und monarchistischen Parteien ein Erstarken der Sozialdemokratie zu verhindern.

Einige Daten in Sierkes Biografie deuten darauf hin, dass er innerhalb der Nationalliberalen zumindest eine gewisse Affinität zum linken Flügel hatte. Im Mai 1881 nahm er beispielsweise an einem Kongress teil, auf dem eine Linksgruppierung die Abspaltung von der Partei vollzog. Als 1918 Neuorganisationen politischer Parteien erfolgte – der rechte Flügel der Nationalliberalen zusammen mit anderen Rechtsparteien die Deutsche Volkspartei gründete und der linke Flügel in der Deutschen Demokratischen Partei ein Bündnis einging – war Sierke Teilnehmer an dem Gründungskongress der linksorientierten DDP. Er schloss sich dann aber doch der DVP an und übernahm in der Braunschweiger Organisation wieder eine Vorstandsfunktion.

Mit seiner Teilnahme an dem sezessionistischen Generalversammlung der linken Liberalen, am Himmelfahrtstag 1881 in Berlin, löste Sierke eine Krise im politischen Bündnis der liberalen und konservativen Bürger aus. „Diese Tatsache", kommentierte hämisch das sozialdemokratische Organ »Braunschweiger Unterhaltungsblat«, „dürfte für den uns bevorstehenden Wahlkampf von Bedeutung sein.“ Habe sich die Sozialdemokratie in der Vergangenheit einer „geschlossenen Ordnungspartei“ gegenübergesehen, so könne sie nun mit „scharfen Auseinandersetzungen“ im Lager der Liberalen rechnen. Infolge der Spaltung stellte der liberale Wahlverein seine Tätigkeit für die laufende Wahlperiode ein. Die Braunschweigische Landeszeitung unterstützte den Kandidaten Schöttler[15] das Braunschweiger Tageblatt stand im Lager von Schrader[16] und der Sezession.

Zum Abschluss noch ein paar Angaben zu Sierke privat: Er hatte drei Kinder und er war zwei Mal verheiratet. Über seine erste Frau waren keine Daten zu recherchieren. Seine zweite Frau, Katharina von Rodbertus, heiratete er am 20. August 1890 in Lekno.[17] Die beiden älteren Kinder, eine Tochter und ein Sohn, stammten aus erster Ehe. Die jüngste Tochter Hanna entstammte der zweiten Ehe und wurde 1895 geboren. Die beiden Kinder aus erster Ehe haben nicht mit in Braunschweig gewohnt. Lediglich der Sohn war als Student der Technischen Hochschule einige Zeit in Braunschweig gemeldet.

Im Alter von achtzig Jahren ist Eugen Sierke am 21. November 1925 gestorben.[18] Zu seinem Tode erschienen mehrere Anzeigen in der Braunschweigischen Landeszeitung. Die Schriftleitung der Zeitung notierte: „Jahrzehntelang hat er in klarem Wollen und mit zielsicherem Blicke seine hohen Geistesgaben in den Dienst unserer Zeitung... gestellt.“ Der Verein Braunschweigische Presse schrieb: „... sein Rat, sein abgeklärtes, unbestechliches und doch aus der Tiefe eines gütigen Herzens kommendes Urteil in allen Standes- und Berufsfragen waren uns Wegweiser durch lange Jahre.“
                                               

Anmerkungen

1     Sein Vater war Kreisgerichtsrat in Königsberg; seine Mutter hieß Auguste Heygster.
Der  Kreisgerichtsrat Sierke wird für 1842 und 1874 erwähnt in dem Buch von J. N. Weisfert: Biographisches und literarisches Lexikon für die Haupt- und Residenzstadt Königsberg und Ostpreußen; 2. Ausgabe, Königsberg 1898

2     Im August 1873 in Hannover mit Anschrift Schillerstraße 30 gemeldet.

3     Bernhard Abeken (geb. 27.3.1826 in Braunschweig, gest. 1.4.1901 ebd.) war der Sohn eines vermögenden Weinhändlers. Er studierte neben Jura auch Geschichte, Literatur und Philosophie. Ab 1850 war er Auditor, ab 1856 Rechtsanwalt in Braunschweig. Diese Tätigkeit gab er aber nach wenigen Jahren zu Gunsten seiner schriftstellerischen und journalistischen Interessen auf. So fungierte er 1870 – 74 als Redakteur beim Braunschweiger Tagebatt.
Im Januar 1874 wurde Abeken für den Wahlkreis Wolfenbüttel–Helmstedt in den Reichstag gewählt, dem er als Mitglied der nationalliberalen Fraktion bis 1877 angehörte. Von 1882–1892 war er Vertreter der Stadt Braunschweig im Braunschweigischen Landtag.

4     Zum 1.8.1895 in Berlin mit Wohnung Großheerenstraße 15 verzeichnet.

5     Buchpublikationen:
1869 Lessing als angehender Dramatiker (Dissertation).
1874 Schwärmer und Schwindler zum Ende des 18. Jahrhunderts.
1881 Kritische Streifzüge; lose Studienblätter über das moderne Theater.
1915 In Feindesland, eine Studienfahrt nach dem westlichen Kriegsschauplatz, Verlag E. Appelhans & Comp. Braunschweig
1918 Goethe und Schopenhauer.

6     Am 3. Juni 1906 (Pfingsten) fand in Braunschweig der 5. Deutsche Redakteurtag (organisiert von Sierke) statt.

7     BT 21.8.1878

8     BT 13.9.1878

9     BT 29.9., 2.10., 6.10.1878

10   BT 23.10.1878

11   BT 2.11.1881

12   Veröffentlicht in der Abendausgabe vom 16. April 1917

13   A. Gerbert: Öffentliche Gesundheitspflege und staatliches Medizinalwesen in den Städten Braunschweig und Wolfenbüttel im 19. Jahrhundert. Selbstverlag Braunschweigischer Geschichtsverein, 1983. Namentlich werden in dem Buch die Mediziner Loewenthal, Sternthal und der Zeitungsredakteur Sierke genannt.

14   Justizrat Ernst Hartung (geb. 27. Oktober 1857 in Braunschweig, gest. 17. April 1943 ebd. ) war einer der bedeutenden Repräsentanten der Braunschweiger Organisation der Nationalliberalen Partei. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges, als sich die Parteienlandschaft neu ordnete, gehörte Hartung zu den Mitbegründern der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) in Braunschweig.
Hartung war auf vielfältige Weise im kommunalen Bereich aktiv. Zum Beispiel war er im Aufsichtsrat der Braunschweiger Feldschlößchen-Brauerei und er gehörte zu den Mitbegründern der Grundbesitzer- und Handelsbank. Als Angehöriger des Stadtrates setzte er unter anderem die Einführung der Feuerbestattung und die Errichtung eines Krematoriums durch.
Hartung war mit Auguste Mathilde Clara Ratzinger (geb. 29.9.1863 in Kissenbrück bei Wolfenbüttel, gest. 30.12.1942 in Braunschweig) verheiratet. Die Familie wohnte Fallersleber-Thor-Wall 12. Ein Sohn heiratete später die älteste Tochter des Chemikers Friedrich Giesel.
Q.: U. Schelm-Spangenberg: Die Deutsche Volkspartei im Lande Braunschweig, Waisenhaus-Buchdruckerei, Braunschweig 1964 und Stadtarchiv Braunschweig: H VIII A 1614.

15   Friedrich Wilhelm Schöttler (geb. 8.4.1823 in Osterode, gest. 20.6.1895 in Braunschweig), Maschinenfabrikant, Kommerzienrat, MdL

16   Gabriel Friedrich Karl Schrader (geb. 4.4.1834 in Wolfenbüttel, gest. 4.5.1913 in Berlin), Eisenbahndirektor, MdR

17   Katharina, genannt Käthe, war die Tochter eines Gutsbesitzers in Kazenow
Geb. 20.6.1861 in Kazenow, gest. 8.4.1928 in Braunschweig, Beisetzung am 10.4.1928 auf dem Hauptfriedhof.
Lt. Angaben von Herrn v. Rodbertus erfolgte die Eheschließung am 23.9.1890 in Wisniewsko (Posen).

18   "In den frühen Morgenstunden"; die Einäscherung erfolgt am Dienstag, dem 24.11.1925 und die Urnenbeisetzung am 28.11.1925 auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof
Abt. 45, Klasse 1, Nr. 319; Begräbnis Reg. Nr. 445